TorfersatzFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Torfminderung in der öffentlichen Beschaffung

Klimaneutraler Einkauf muss sich auch im Verwaltungshandeln widerspiegeln. Deshalb richtet sich die Torfminderungsstrategie der Bundesregierung neben Endverbrauchern und Erwerbsgartenbauern auch gezielt an die Gruppe der öffentlichen Einkäufer.

Öffentliche Verwaltungen und Institutionen kaufen jährlich Produkte und Dienstleistungen in Höhe von schätzungsweise 350 Milliarden Euro ein. Mit dieser enormen Marktmacht können Städte, Gemeinden, Bundes- und Landesbehörden bei der Beschaffung von Produkten und der Auftragsvergabe an Dienstleister entscheidende Weichen in Richtung Klimaneutralität stellen. Kreislaufwirtschaft lautet das Schlagwort. Dabei gilt es, den Einsatz von torfhaltigen Substraten nach Möglichkeit völlig zu vermeiden und lokale Grüngutkonzepte zu erarbeiten.

Handlungsfelder für den Einsatz torffreier Erden
Im Zuständigkeitsbereich der öffentlichen Hand und ihrer Liegenschaften werden torfhaltige Erden in folgenden Bereichen eingesetzt:

  • Wechselbepflanzungen
  • Park- und Flächengestaltung
  • Bodenverbesserung
  • Sportrasen
  • Straßenbegrünung (Kübel, Ampeln, Fensterkästen)
  • Zimmerpflanzen in Gebäuden, z.B. für Innenraumgestaltung oder Veranstaltungsdekoration

mehr Informationen

Torffreie Produktalternativen

Auf dem Markt sind bereits zahlreiche verschiedene torffreie Substrate verfügbar. Als Torfalternativen im GaLaBau eignen sich vor allem:

  • Grüngutkompost
  • Holzfasern
  • Kokosprodukte
  • Reis- & Dinkelspelzen
  • Rindenhumus

Diese Torfersatzstoffe sind derzeit am gebräuchlichsten und im Handel erhältlich. Grundsätzlich eignen sich aber auch andere Rohstoffe, wie z.B. Flachsschäben oder Miscanthusstroh. In Zukunft könnten weitere Materialien aus Landwirtschaft und Paludikultur (Landwirtschaft auf nassen Flächen) eine Rolle spielen, wie z.B. Torfmoose.

In den meisten Fällen wachsen Pflanzen in torffreien Substraten – die richtige Mischung und eine abgestimmte Bewässerung und Düngung vorausgesetzt – ebenso gut wie in torfhaltigen. Derzeit sind die Potenziale der Torfersatzstoffe bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Rein mengenmäßig würden sie ausreichen, um die Torfnutzung in Deutschland komplett zu ersetzen.

Kommunale Grüngutkonzepte

Im Sinne einer lokalen Kreislaufwirtschaft gewinnt die kommunale Grüngutkompostierung zunehmend an Bedeutung. Zur Herstellung von Grüngutkompost wird vor allem Laub und regionaler Gras-, Strauch- und Heckenschnitt eingesetzt. Um torfhaltige Erden aber dauerhaft ersetzen zu können, werden ganz erhebliche Mengen an substratfähigen Komposten benötigt. Städte und Gemeinden können deshalb eine individuelle, auf ihre Situation zugeschnittene Analyse durchführen und entsprechende nachhaltige Grüngutkonzeptionen erarbeiten.

Die Torfminderungsstrategie in Deutschland

Die Bedeutung torffreier Erden für den Klima- und Umweltschutz ist in der Gesellschaft oftmals noch nicht bekannt. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat deshalb im Zuge des Klimaschutzprogramms 2030 eine spezielle Torfminderungsstrategie für Deutschland gestartet. Sie zielt darauf ab, den Einsatz von Torf als Kultursubstrat und Bodenverbesserer so weit wie möglich zu verringern und, wo immer dies machbar ist, ganz auf dessen Einsatz zu verzichten.

Die ganzheitliche Strategie richtet sich gleichermaßen an Verbraucher, den Erwerbsgartenbau sowie die öffentliche Hand.

Gütezeichen geplant

Parallel zu den Informations- und Forschungsprogrammen wird an einem internationalen Zertifizierungssystem für Torfersatzstoffe gearbeitet, welches die gesamte Wertschöpfungskette umfassen soll – von der Gewinnung bis zur Inverkehrbringung des Substrates.

Gütezeichen-Finder für den nachhaltigen Einkauf

Torffreies gärtnern in einer kommunalen Beetanlage, Quelle: smuki - stock.adobe.com

Markterkundung

Im Auftrag des BMEL hat die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe  e.V. (FNR) auf https://torfersatz.fnr.de/torfersatz/produkte eine Datenbank für torffreie Substrate erstellt, welche aktuell über 250 am Markt verfügbare Produkte listet. Überdies enthält die Datenbank "Die nachwachsende Produktwelt" zahlreiche weitere biobasierte Produktalternativen aus dem Bereich Garten- und Landschaftsbau: www.die-nachwachsende-produktwelt.de 

 

Veranstaltungshinweis: Online-Seminar am 14. Juni 2023

Im Rahmen der Online-Seminarreihe „Nachhaltige Beschaffung mit nachwachsenden Rohstoffen“ bietet die FNR ab 2023 ein Seminarmodul zum Thema „Torfminderung und Kreislaufwirtschaft im kommunalen GaLaBau“ an. Es richtet sich an kommunale Entscheider wie Bürgermeister, deren Planungsstab, kommunale Umweltmanager, Mitarbeiter in kommunalen GaLaBau-Betrieben, Stadtgrünämtern sowie Beschaffungsstellen und Vergabeverantwortliche. Die Teilnahme ist kostenfrei. 

Programm: https://veranstaltungen.fnr.de/nachhaltige-beschaffung/programm


Jetzt registrieren: https://veranstaltungen.fnr.de/nachhaltige-beschaffung/anmeldung­

 

Fachberatung Nachwachsende Rohstoffe im Einkauf
Weiterführende Informationen aus dem Bereich „Nachwachsende Rohstoffe im Einkauf“ erhalten Sie auf dem Themenportal Beschaffung der FNR: nachhaltige-beschaffung.fnr.de. 

Ansprechpartnerin: Ute Papenfuß
Tel 03843/6930-256
E-Mail: u.papenfuss(bei)fnr.de

Torffreie Produktalternativen aus dem Gartenbau. Quelle: FNR/Kirchner

Torffreie Produktalternativen aus dem Gartenbau. Quelle: FNR/Kirchner