TorfersatzFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Torfmoose als Torfersatzstoff

Torfmoose als Torfersatzstoff

Ein Beispiel für die stoffliche Nutzung von Rohstoffen aus Paludikultur ist die Verwendung von Torfmoosen als Torfersatzstoff in gartenbaulichen Substraten und Erden. Torfmoose sind die typischen Pflanzen des Hochmoors. Sterben die Moose ab, bilden sie Torf – deshalb ihr Name. Für die Gewinnung als Torfersatzstoff kann man Torfmoose auch auf wiedervernässten Flächen anbauen und ernten. Die Forschung und Entwicklung der Torfmoos-Paludikultur wird seit 2004 durch das BMEL unterstützt.

Dass sich die Torfmoose als Substratrohstoff sehr gut eignen, zeigten zahlreiche pflanzenbauliche Versuche, z.B. mit Zierpflanzen, Kräutern und in der Gemüse-Anzucht. Gemüsesetzlinge wachsen üblicherweise in sogenannten Presstöpfen heran, die durch einen hohen Anteil von stark zersetztem Torf (sog. ‚Schwarztorf‘) formstabile „Erdwürfel“ bilden.In den Versuchen gelang die Herstellung der Erdpresstöpfe mit einem Torfmoos-Anteil von 50% anstelle von Schwarztorf sehr gut, bei anderen Anwendungen z.B. für die Zierpflanzenproduktion ist ein Anteil von Torfmoos-Biomasse von bis zu 100% möglich.

Gezüchtete Sorten oder Kultivare gibt es bei den verschiedenen Torfmoos-Arten noch nicht, bislang werden nur die Wildformen genutzt. Nach aktuellem Stand bringen diese, kultiviert auf Moorböden in Deutschland, Erträge zwischen 3 und 7 t Trockenmasse (TM) pro Hektar und Jahr. Für eine Kostendeckung des Torfmoosanbaus reicht dies aber bisher nicht. Eine Ertragssteigerung ist das Ziel des noch bis Ende 2021 laufenden Projektes MOOSzucht. Die bisherigen Ergebnisse sind hier vielversprechend, so konnten die Forschenden mit den gesammelten und selektierten Torfmoosherkünften z. B. für die Art Sphagnum papillosum bereits eine Produktivitätssteigerung von 40 % erreichen. Bisher erreicht Sphagnum riparium mit den höchsten Ertrag von den getesteten Torfmoosarten, die Eignung als Torfersatzstoff ist aber noch nicht nachgewiesen. Ein weiteres Ziel von MOOSzucht ist die Entwicklung eines Verfahrens zur Massenvermehrung von Torfmoosen in einem Bioreaktor. Darin werden Klone, also genetisch identische Kopien der Mutterpflanzen vermehrt. Ein solches Verfahren ist wichtig, um ausreichende Mengen des selektierten oder gezüchteten Pflanzenmaterials zur Verwendung als „Saatgut“ zur Etablierung neuer Torfmoos-Paludikulturflächen produzieren zu können. Der Universität Freiburg ist es gelungen, im Rahmen von MOOSzucht 20 vielversprechende Torfmoosarten für die Vermehrung steril im Bioreaktor zu kultivieren. Hierbei stellten sich 6 Arten als besonders produktiv heraus. Sie ließen sich im Reaktor 50 bis 100mal schneller vermehren als unter Freilandbedingungen (1).
Die Universität Greifswald schätzt, dass in Deutschland für den Ersatz von Weißtorf Torfmoose auf etwa 40.000 ha angebaut werden müssten (2). Die Emissionsminderung gibt die Uni Greifswald mit ca. 15 bis 25 t CO2-Äq. je Hektar und Jahr im Vergleich zum entwässerten Hochmoorgrünland an, die Emissionsminderung durch Torfersatz ist hier noch nicht einbezogen (3). Zum Vergleich: Ein Hektar Buchenwald in Deutschland nimmt im Schnitt etwa 12 t CO2 pro Jahr auf (4).

Quellen:
(1) https://www.pr.uni-freiburg.de/pm/online-magazin/forschen-und-entdecken/gegen-den-moorverlust
(2) https://www.uni-greifswald.de/universitaet/information/aktuelles/detail/n/professionelle-mooszucht-fuer-den-klimaschutz-projektstart-in-greifswald-11093/
(3) https://greifswaldmoor.de/files/images/publikationen/Flyer/Flyer/Paludi-Torfmoos-web.pdf
(4) https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaft-verstehen/haetten-sies-gewusst/pflanzenbau/wie-viel-co2-binden-waelder

Torfmoose sind die typischen Pflanzen des Hochmoors. Sterben die Moose ab, bilden sie Torf – deshalb ihr Name. Bild: hhelene - stock.adobe.com

Torfmoose sind die typischen Pflanzen des Hochmoors. Sterben die Moose ab, bilden sie Torf – deshalb ihr Name. Bild: hhelene - stock.adobe.com