TorfersatzFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Kohlenstoffspeicher Moor

Landwirtschaft auf nassen Moorflächen

 

Klimaschutz, Einkommen und Biodiversität – gemeinsam mit Landwirten

 

Moorbodenschutz und Torfminderung bei der FNR

Seit Jahresbeginn 2021 ist die FNR im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) für die Themen Moorbodenschutz und Torfminderung zuständig. Klimawirksame Maßnahmen in diesen Bereichen sind ein Bestandteil des Klimaschutzpaketes der Bundesregierung. Das BMEL stellt hierfür 2021 ca. 55 Mio. € aus dem Sondervermögen „Klima- und Transformationsfonds“ (KTF) zur Verfügung. Die FNR ist vom BMEL beauftragt, Forschungs- und Entwicklungs- sowie Modell- und Demonstrationsvorhaben zum Moorbodenschutz und zur Torfminderung als Projektträger zu betreuen. Sie begleitet außerdem die Entwicklung eines Zertifizierungssystems für Torfersatzstoffe und führt Fach- und Verbraucherinformation zur Torfminderung durch.

Landwirtschaft auf nassen Moorflächen nennt man Paludikultur, wie hier beim Anbau von Reet. Bild: Roman_23203, stock.adobe.com

Landwirtschaft auf nassen Moorflächen nennt man Paludikultur. Hier wurde Schilf geerntet. Bild: Roman_23203, stock.adobe.com

Moorböden sind der größte terrestrische Kohlenstoffspeicher. Sie binden mehr Kohlenstoff als alle Bäume in den Wäldern der Erde (Abb.1)!
Auch Deutschland ist ein Moorland: Moore bedecken knapp 1,3 Millionen Hektar unseres Landes. Bis heute wurden sie zu über 95 Prozent größtenteils für die Land- und Forstwirtschaft, aber auch für den Torfabbau trockengelegt. Die Entwässerung galt als wichtige Kulturleistung, die ganze Landstriche für den Menschen erst nutzbar machte.

Heute betrachten wir diese Flächen zunehmend aus einer anderen Perspektive: der des Klimaschutzes. Denn Torf besteht zu etwa 50 Prozent aus Kohlenstoff, der durch die Trockenlegung als Treibhausgas CO2 freigesetzt wird. Zudem speichern Moore Stickstoff, der bei Entwässerung als klimaschädliches Lachgas (N2O) in die Atmosphäre entweicht. Außerdem werden durch die Auswaschung von Nitrat und Phosphat aus entwässerten Moorböden Oberflächengewässer mit hohen Nährstofffrachten belastet.

Moorböden speichern im Torf überdurchschnittlich viel Kohlenstoff. Bei Trockenlegung wird dieser in Form von CO2 frei. Grafik: FNR

Abbildung 1: Moorböden speichern im Torf überdurchschnittlich viel Kohlenstoff. Bei Trockenlegung wird dieser in Form von CO2 frei. Grafik: FNR

Abbildung 2 zeigt, dass ein kleiner Anteil der landwirtschaftlichen Böden für einen Großteil der landwirtschaftlichen Treibhausgas (THG)-Emissionen verantwortlich ist: Gut 7 Prozent der Agrarböden sind entwässerte, kohlenstoffreiche, organische Böden. Dabei handelt es sich überwiegend um Moorböden. Zu den organischen Böden zählen aber auch andere Böden mit einem hohem Kohlenstoffgehalt, zum Beispiel Anmoorgleye. Trockengelegte organische Böden sind für mehr als ein Drittel der Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft verantwortlich. Damit verursachen Moorböden überproportional viele Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft.
Quellen Abb. 1: Umweltbundesamt (2016): Nationaler Inventarbericht zum Deutschen Treibhausgasinventar 1990 – 2014; Greifswald Moor Centrum (2016): Stellungnahme des Greifswald Moor Centrum zum Klimaschutzplan 2050)

Abbildung 2, Grafik: FNR

Abbildung 2: Ein kleiner Anteil der landwirtschaftlichen Böden ist für einen Großteil der landwirtschaftlichen Treibhausgas (THG)-Emissionen verantwortlich. Grafik: FNR

Die moorreichen Bundesländer wie Niedersachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Bayern waren einst vielerorts von wassergesättigten Niedermooren geprägt (prägende Pflanzen: Schilf, Seggen, Wollgras, Pfeifengras, Birken etc.). Vor allem in Niedersachsen gab es außerdem auch die nur von Regenwasser gespeisten, ebenfalls immer nassen Hochmoore (prägende Pflanzen: Torfmoose). Alle diese Flächen werden heute überwiegend landwirtschaftlich genutzt, was nur durch Entwässerung möglich ist. Ein weit verzweigtes Netz von Entwässerungs-Gräben ist deshalb für viele norddeutsche Landschaften charakteristisch.

Typische norddeutsche Landschaft mit Entwässerungsgräben Bild: Wolfgang Mücke, stock.adobe.com

Typische norddeutsche Landschaft mit Entwässerungsgräben. Bild: Wolfgang Mücke, stock.adobe.com

Schon gewusst? Torfsackung

Pro Jahr schrumpfen trockengelegte Moorböden um ca. 0,5 bis 2 cm Mächtigkeit, Hauptursache ist die Torfoxidation, bei der ein Teil der Torfsubstanz durch CO2-Emissionen verloren geht. Dies kann über die Jahrzehnte und Jahrhunderte zu einer erheblichen Absenkung des Bodenniveaus führen. Damit wird auch der Abstand zum Grundwasserspiegel geringer, was schließlich eine erneute, tiefere Entwässerung erfordert. Im Anschluss wiederholt sich die Torfschrumpfung. Im Verlaufe dieses Prozesses verschlechtern sich die strukturellen Eigenschaften des Bodens immer mehr, so lange, bis sich die Torfauflage komplett zersetzt hat. U.a. werden die Torfschichten, je weiter unten im Boden sie liegen, immer wasserundurchlässiger, auch die Feldkapazität (Wasserspeicherkapazität) nimmt ab. Dies geht auch zu Lasten der Erträge. Aus Sicht der Landwirtschaft ist zudem die immer aufwändigere Entwässerung problematisch - mit sinkendem Bodenniveau und abnehmendem Gefälle der Gräben kann der Einsatz von Pumpen erforderlich werden. Dies macht die Bewirtschaftung solcher Standorte mitunter sogar unwirtschaftlich.

Quellen: